Hände gehören zu den ausdrucksstärksten Teilen unseres Körpers. Ihre Bedeutung erhalten sie durch den aufrechten Gang. Denn dank diesem hat der Mensch seine Hände frei, um sie als Werkzeug zu nutzen, Dinge zu erschaffen und vor allem, in Form von Handzeichen, mit ihnen zu kommunizieren.
Somit haben Hände einen großen Anteil an der Körpersprache. Sie können ganz offen etwas zeigen oder hinter dem Rücken geheime Botschaften senden. Vor allem im Sport sind Handzeichen wichtig, um Taktiken und Anweisungen weiterzugeben. Und die emporgestreckte Faust ist ein Symbol des Sieges.
Allerdings hat die ein und dieselbe Geste in verschiedenen Gruppen und Kulturen oft eine komplett andere Bedeutung. Deshalb achtet darauf, in welchem Land ihr euch befindet und nutzt Handzeichen mit Bedacht und Vorsicht.
Handzeichen und ihre Bedeutung:
Doppeldeutige Handzeichen!

© master1305 – Fotolia.com

© olly – Fotolia.com
Daumen hoch
Spitze, super, klasse!
Eine Faust mit nach oben gestrecktem Daumen. Dieses Handzeichen sagt: Spitze, super, klasse! Es drückt aus, dass uns etwas gefällt, dass es in Ordnung ist oder wir mit etwas einverstanden sind. Ebenso werden gute Beiträge vor allem bei Facebook oder auch Whatsapp, mit dem Daumen hoch bewertet. Zudem können wir damit ausdrücken, dass es uns gut geht oder wir jemandem Glück wünschen.
Daumen hoch: diese Geste könnt ihr in Deutschland, den USA und in Korea verwenden. In anderen Ländern allerdings, wird dieses Handzeichen nicht unbedingt eine positive Reaktion hervorrufen (siehe weiter unten).
Woher kommt das Handzeichen Daumen hoch?
Oft wird gemutmaßt, diese Geste stamme aus dem alten Rom. Und in vielen Filmen ist sie zu sehen: Wenn der Kaiser nach einem Gladiatorenkampf das Publikum entscheiden lässt, ob der unterlegene Kämpfer begnadigt werden soll. Im Film stimmen dann die hochgestreckten Daumen für „Leben lassen“ und die nach unten gerichteten für „tötet ihn“.
Allerdings war es wohl in Wahrheit genau anders herum. Der Daumen nach oben symbolisierte nämlich das gezogene Schwert, das die Zuschauer in diesem Fall sehen wollten. Für eine Begnadigung stimmten sie, indem sie den abwärts gehaltenen Daumen mit der anderen Faust umschlossen. Wie ein Schwert, das in die Scheide zurückgesteckt wird.
Die Umdeutung dieses Handzeichen geschah vermutlich durch eine Fehlinterpretation durch die Historienmaler. Und diese hielten das Ganze in Form ihrer Malerei für die Nachwelt fest. In Italien ist „Thumbs up“ demzufolge auch heute noch eine Beleidigung.
Was bedeutet das Handzeichen „Daumen hoch“ in anderen Ländern?
Zudem wird dieses Handzeichen in Mitteleuropa auch von Trampern benutzt, um per Anhalter von A nach B zu kommen.
Wollen wir hingegen das Gegenteil ausdrücken, zeigt der Daumen nach unten.
Übrigens – ein allgemeines Merkmal bei Gesten / Handzeichen und Armbewegungen:
Zeigt oder läuft die Bewegung nach oben, zeugt die Geste von Energie und drückt positive Gefühle aus. Während abwärtsgerichtete Bewegungen negativen Gedanken Raum geben.

© master1305 – Fotolia.com
Der Kreis – „Okay“!
Okay, prima, sehr gut, spitze!
Daumen und Zeigefinger berühren sich an den Spitzen, sodass sie einen Kreis bilden. Während die anderen drei Finger ein wenig schwächer gebogen sind als der Zeigefinger und in ihrer Stellung an einen Fächer erinnern. In Deutschland, England, Nordamerika / USA, Kanada, Mexiko, Skandinavien bedeutet dies „Okay“, „prima“, „sehr gut“, „spitze“.
Aber auch bei uns kann dieses Handzeichen eine negative Wirkung haben. Dann nämlich, wenn das Handzeichen im Straßenverkehr verwendet wird und den anderen als „A...loch“ beleidigt.
Bei Rednern ist diese Geste beliebt, weil sie ausdrückt, dass das, was der Redner sagt, bis zum Ende durchdacht, also eine runde Sache ist. Oder dass etwas auf den Punkt gebracht wird.
In einigen südeuropäischen Ländern kann man sehen, wie nach dem Essen die geschlossene Form dieser Geste (Mittel-, Ring- und kleiner Finger) an die Lippen geführt wird. Und sich die Hand dann in der normalen Form vom Gesicht entfernt und nach oben bewegt als Zeichen, dass das Essen geschmeckt hat.

pixabay.com
V-Zeichen / Victory Zeichen
Sieg oder Frieden
Aus einer Faust heraus sind Zeigefinger und Mittelfinger herausgestreckt und auseinandergespreizt. Vergleichbar mit dem Buchstaben V. V für „victory“, für Sieg. Dieses Handzeichen ist eine Geste mit Geschichte. Denn sie stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und war damals alles andere als ein Symbol des Sieges, sondern eine Beleidigung.
Im Mittelalter brauchte man zum Spannen des Bogens genau diese zwei Finger (Zeige- und Mittelfinger). Und genau diese zwei, zusammen mit dem Daumen, schnitten die Sieger den gefangenen Schützen ab. Dadurch war ein weiteres Schießen unmöglich, so Ulrike Lynn, Gestenforscherin der TU Chemnitz.
Englische Bogenschützen zeigten dieses Handzeichen mit gesunden und vollständiger Anzahl der Finger, vor und nach dem Kampf ihren Gegnern. Dadurch wollten sie ihren Siegeswillen präsentieren oder ihren Sieg demonstrieren. Heutzutage wird das Handzeichen in Deutschland als Victory oder Peace Zeichen gezeigt. Dabei ist es egal, ob der Handrücken nach außen oder innen gedreht ist.

pixabay.com
Das Handzeichen „Victory“ bekommt eine weitere Bedeutung
… und zwar von der Hippie-Bewegung. Die Hippies nutzten das hochgestreckte V und gaben ihm eine neue Bedeutung – und zwar die des Friedens. Somit war das bekannte Peace-Zeichen geboren. Seitdem wird dieses Handzeichen in verschiedenen Lebenslagen verwendet. Wie in der Politik, auf Demos, Fotos …
Jedoch bleibt unklar, ob das Zeichen eine Neukreation oder eine Abwandlung des Victory-Zeichens darstellt. Die Gestenforscherin Ulrike Lynn interpretiert dies so, dass auch Gesten und Handzeichen eine doppelte Bedeutung haben können, wie es etwa bei Wörtern der Fall ist. Beispielsweise bedeutet „Ring“ je nach Kontext entweder: Fingerring oder Boxring. Ebenso „Fliege“: entweder Accessoires für Männeranzüge oder das Tier. „Ball“: entweder ein Spielgerät oder eine Tanzveranstaltung. Und es gibt zahlreiche andere Beispiele.
Vogel zeigen
Da piept es wohl! Idiot!
Mit dem Zeigefinger an die eigene Stirn tippen – so zeigen wir jemandem den Vogel. Oder teilen ihm mit, dass hier wohl eine Schraube locker sitzt – seltsamerweise, indem wir auf uns zeigen … In Deutschland ist diese Geste sehr abwertend und eine Beleidigung: „Du Idiot, bei dir piept es, du Blödmann.“

pixabay.com
Rock-it-Zeichen / Horned Hand / Hörner
Das rockt und bringt Lebensfreude!
Aus der vorgestreckten Faust werden Zeigefinger und kleiner Finger heraus gestreckt. Dies bedeutet in Rockerkreisen soviel wie „Ich fühl mich gut hier!“, „Das ist toll!“, „Lass es (uns) rocken!“ Oder es ist einfach nur ein Ausdruck von Freude und Lebenslust.
Allerdings solltet ihr jedoch besonders im südlichen Europa von dieser Geste besser die Finger lassen:
Winken
Hallo und Tschüß!
Der Arm und die Hand bewegen sich hin und her. Zur Begrüßung oder Verabschiedung winken wir unserem Gegenüber zu. Dies ist in Deutschland, in den USA und vielen europäischen Ländern so. Oder aber wir verscheuchen ein Insekt, wedeln uns Luft zu oder winken, um den Kellner auf uns aufmerksam zu machen.
Mit der Faust in die Hand schlagen
Jetzt setzt es was!
Die geballte Faust schlägt in die eigene Hand. Das ist alles andere als friedlich gemeint in Deutschland und signalisiert: „Achtung, gleich setzt es was!“
Daumen zwischen Mittel- und Zeigefinger ("Feige")
Viel Glück!
Der Daumen wird vom Zeige- und Mittelfinger umschlossen. In Deutschland sagt diese Geste ähnlich wie ein Daumendrücken aus: „Ich wünsche dir viel Glück.“ Vielleicht kennt so manch einer das noch als altes Kinderspiel, wo einem so aus Spaß die Nase weggeschnappt wurde.
Die Telefon-Geste
Ruf mich an!
Von der geballten Faust sind der Daumen und der kleine Finger abgespreizt. Das bedeutet bei uns wie in den USA und Westafrika: „Ruf mich an!“ Diese Aufforderung zum Telefonieren ist international geläufig. Bei diesem Handzeichen gibt es glücklicherweise keine gravierenden Missverständnisse oder Beleidigungen.
Blüten-Geste
Ey, was willst du?
Alle Fingerspitzen zusammengedrückt. Dieses Handzeichen ist eigentlich typisch italienisch, das Verärgerung offenbart. Auch in Deutschland wird diese Geste vermehrt eingesetzt.
Augenlid nach unten ziehen
Nicht wirklich oder?!
Mit dem Zeigefinger das Augenlid herunter ziehen – damit wird hierzulande verdeutlicht, dass man eine Aussage ironisch gemeint oder wahrgenommen hat. Oder dass man die Aussage des Gesprächspartners für einen Witz hält.
Fingerkreuzen
Aufgehoben!
Aus der geballten Faust werden Zeigefinger und Mittelfinger gestreckt und der Zeigefinger überkreuzt den Mittelfinger auf der Handinnenseite. Mit diesem Zeichen wird ein Versprechen, ein Eid oder Schwur aufgehoben. Allerdings hinter dem Rücken gekreuzt wird das als vorsätzliche Lüge gedeutet. Das gilt für Deutschland, Schweiz, Schweden und Spanien.
Warum verwenden Insta-Stars dieses Handzeichen? Dies soll eine Aufforderung, ein Appell für Frauen sein, dass sie zur Wahl gehen.
Hals-durchschneiden
Gleich bist du einen Kopf kürzer!
Die flache Hand macht eine Schnittbewegung in Höhe des Halses. Das ist ein bedrohliches Handzeichen – in Deutschland ebenso wie in den USA, der Türkei und arabischen Ländern. Da möchte jemand den anderen am liebsten einen Kopf kürzer machen.